Department für Geographie
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RadAktiv

Fachgebiet: Allgemeine Geographie, Mobilitätsgeographie, Sozialgeographie, Verkehrsgeographie

Gefördert durch: BMV

Projektleitung: Prof. Dr. Henrike Rau

Projektwissenschaftler: Dr. Johannes Mahne-Bieder, Prof. Dr. Monika Popp

Laufzeit: 01/2018 - 12/2020


In Deutschland fährt beinahe jeder Zweite selten oder (fast) nie Fahrrad [Mobilität in Deutschland 2008. Ergebnisbericht. infas, DLR im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Bonn, 2010]. Dabei haben nur 13,4% kein Rad. Die übrigen Personen in der Gruppe der Nicht-Radfahrer besitzen mindestens ein Fahrrad, nutzen dieses aber nicht. Da Studien sich bisher kaum dezidiert mit der Gruppe der Nicht-Radfahrer auseinandergesetzt haben, fehlen bis heute detaillierte Informationen zur Differenzierung dieser Nicht-Nutzergruppe und insbesondere zu deren spezifischen Barrieren der (Wieder-)Nutzung.

Das Projekt identifiziert und klassifiziert Nicht-Radfahrer in Deutschland und liefert wissenschaftliche und praxisbezogene Grundlagen für deren mögliche Aktivierung mithilfe konkreter, zielgruppenspezifischer Maßnahmenpakete. Letztere werden gemeinsam mit Praxispartnern und ehemaligen Nicht-Radfahrern erarbeitet und verbinden die eigens für RadAktiv entwickelte Typologie von Nicht-Radfahrern mit einem umfangreichen Screening bestehender nationaler und internationaler Aktivierungsmaßnahmen. RadAktiv leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Planung und zukünftigen Umsetzung innovativer, regional übertragbarer Programme zur Förderung nachhaltiger Mobilität durch erhöhte Fahrradnutzung. Es verknüpft dabei gezielt wissenschaftliche und planungspraktische Ziele.

Wissenschaftliches Ziel
Das Projekt leistet einen wichtigen wissenschaftlichen Beitrag, indem es erstmals für Deutschland verschiedene Typen von Nicht-Radfahrern und deren spezifische Barrieren zur (Wieder)nutzung des Fahrrads klassifiziert. Hier wird bewusst eine große Bandbreite von intrapersonalen (z.B. demographische Variablen, persönliche Motivation, Sicherheitsempfinden), interpersonalen (z.B. soziale und kulturelle Normen, Tabus, Gruppenzwang) sowie strukturellen (z.B. Infrastruktur, Verkehrsmittelverfügbarkeit) Einflüssen abgedeckt. Damit schließt das Projekt eine signifikante Wissenslücke in der deutschen und internationalen sozialwissenschaftlichen Mobilitätsforschung. Dieser Lückenschluss liefert wiederum die Basis für den planungspraktischen Teil des Projekts.

Planungspraktisches Ziel
Die im Rahmen von RadAktiv entwickelte Typologie von Nicht-Radfahrern bietet eine solide Grundlage, um zusammen mit Praxispartnern bestehende Maßnahmen zur Aktivierung von Radfahrern zu bewerten und neue Angebote insbesondere für bisher wenig/noch gar nicht beachtete Typen von Nicht-Radfahrern zu entwickeln. Durch exakte Zielgruppenadressierung und große Praxisnähe soll insgesamt eine maximale Umsetzbarkeit von zukünftigen Aktivierungsmaßnahmen für Nicht-Radfahrer erreicht werden. Dabei soll in drei konkreten Schritten vorgegangen werden:

  1. Umfangreiche Klassifizierung nationaler und internationaler bereits vorhandener Maßnahmen anhand eines speziell für das Projekt entwickelten Kriterienkatalogs, der u.a. messbare Struktur- und Qualitätsmerkmale (z.B. Zielgruppe, Effektivität, Kosten, Beteiligung sozial Benachteiligter) sowie die i3-Bereiche Informationsinitiativen, Infrastrukturverbesserungen und Incentives umfasst.
  2. Verknüpfung dieser Klassifizierung mit der im wissenschaftlichen Teil entwickelten Typologie mit dem Ziel einer typenspezifischen Bewertung bestehender Aktivierungsmaßnahmen.
  3. Darauf aufbauend erfolgt die Erarbeitung innovativer Maßnahmenpakete für ausgewählte Zielgruppen mit hohem Aktivierungspotenzial. Somit wird sogenannten ‚one size fits all‘ Ansätzen zur Steigerung des Fahrradanteils am Modal Split eine echte, zielgruppenspezifische Alternative sowohl in städtischen als auch in ländlichen Räumen entgegengesetzt. Dabei werden auch die Potenziale technologischer Innovationen bzw. erweiterten Produkt- und Servicepaletten im Radfahrsektor (z.B. E-Bikes, Lastenfahrräder, Mietradsysteme) ebenso wie intermodale Angebote (z.B. Kombination von Fahrrad und ÖPNV) für das autofreie Zurücklegen von Wegeketten (trip chains) ausgelotet.

Am Ende des Projekts steht als konkretes Produkt ein Handlungsleitfaden, der neben Informationen zu typenspezifischen Barrieren der Radnutzung konkrete Empfehlungen für deren Überwindung liefert. Letztere werden in konkrete Maßnahmenpakete zusammengefasst, die sich jeweils an bestimmte Zielgruppen (z.B. ältere Nicht-Radfahrer, Frauen, Personen mit Migrationshintergrund) wenden.