Department für Geographie
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Klimakompetent in die Zukunft: Bildungsangebot für prädikatisierte Heilbäder und Kurorte


Fachgebiet: Tourismusgeographie
Gefördert durch: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit

Projektleitung: Prof. Dr. Jürgen Schmude
Projektwissenschaftler:

Laufzeit: 01/2018 - 08/2019

Prädikatisierte Heilbäder und Kurorte sind mit ca. 30% aller Übernachtungen (BMWi 2011, 7) das zentrale Angebotssegment des Gesundheitstourismus in Deutschland: nachfrageseitige Zielgruppen sind sowohl Gesunde, aber auch gesundheitlich Eingeschränkte und Personen mit einer diagnostizierten Erkrankung. Gerade die beiden letztgenannten Personengruppen reagieren besonders empfindlich auf Wetter und Klima. Aber auch die natürlichen, ortsgebundenen Heilmittel – also die Angebotsbasis eines jeden prädikatisierten Kurortes oder Heilbades – werden durch den Klimawandel beeinflusst. So ist die gravierendste Folge die Gefahr des Prädikatsverlusts einiger Kurorte, wenn sie aufgrund des zunehmenden Hitzestresses im Sommer oder des abnehmenden Kältereizes im Winter die Richtlinien für das jeweilige Prädikat nicht mehr erfüllen können (Zirkel 2013). Darüber hinaus sind es insbesondere heilklimatische Orte, die von der Verschiebung des geographischen Auftretens von Pollen oder einer generellen klimawandelinduzierten Verschlechterung der Luftqualität betroffen sein werden, was sich negativ auf Allergie- und Lungenpatienten auswirkt (VAO 2016, 4). Auch die mit dem Klimawandel verbundene Zunahme der Hitzetage wird Kurorte und Heilbäder sowie ihre Gäste und Patienten beeinflussen. Mit dieser Entwicklung sind in erster Linie eine eingeschränkte Leistungsfähigkeit, längere Hospitalisation und eine höhere Sterblichkeit verbunden (VAO 2016, 4). Generell werden sich diese klimatischen Veränderungen deutlich auf den Gesundheitszustand und den Leidensdruck von Patienten bzw. Gästen, aber auch auf die in einem Kurort beschäftigten Mitarbeiter/innen auswirken.

An dieser Stelle setzt das geplante Vorhaben an. Ziel ist es, ein Bildungsangebot für prädikatisierte Kurorte und Heilbäder zu schaffen, das Mitarbeiter/innen und Beschäftigte nicht nur über den Klimawandel informiert und sie für seine Herausforderungen sensibilisiert, sondern auch gleichzeitig zu Strategien befähigt, mit denen die besonders vulnerablen Zielgruppen der Gäste und Patienten entsprechend geschützt werden können. Das Projekt fokussiert daher Fragen der gesellschaftlichen Wahrnehmung möglicher Folgen des Klimawandels und der Gestaltbarkeit von Klimaschutz- und Anpassungsstrategien. Mitigation und Adaption werden insofern miteinander verknüpft, als es in dem Bildungsangebot insbesondere um explizites Wissen über die regional bedeutsamen Veränderungen des Klimas, deren Perzeption und darauf zielende Handlungsansätze geht – ohne dabei naturwissenschaftlich-technische Problemformulierungen und Lösungsstrategien außer Acht zu lassen.

Im Mittelpunkt steht dabei zunächst eine Vulnerabilitätsanalyse für die Kurorte und Heilbäder als Anbieter sowie für ihre Gäste und Patienten als Nachfrager. Basierend auf diesen Ergebnissen wird schließlich ein Bildungsangebot für Mitarbeiter/innen in Kurverwaltungen entwickelt, das aus einem Informationsteil, einem Szenario-Werkzeugkoffer, einer Checkliste und einem Best-Practice-Beispiel besteht. Das Bildungsangebot und der Szenario-Werkzeugkoffer werden zunächst auf Landesebene in einem Adaptions-Seminar evaluiert und ggf. modifiziert. Am Ende der Projektlaufzeit soll das Bildungsangebot bundesweit zur Verfügung stehen und Mitarbeiter/innen von Kurverwaltungen befähigen, ihren Kurort sowie seine Akteure und Stakeholder „fit“ für die zu erwartenden klimatischen Veränderungen zu machen. Mit diesem Ansatz, der zunächst auf Landesebene ausgearbeitet und am Ende des Projekts auf die Bundesebene ausgeweitet wird, werden somit mehrere Aggregationsebenen bedient, die gewährleisten, dass die Projektergebnisse eine weite Verbreitung finden.


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